CDU Remseck am Neckar

Bildungspolitik als Chance : „Wichtig ist, was beim Kind ankommt“

Wohin geht der Weg? – Bildungspolitische Diskussion in Remseck
An Aktualität ist das Thema Bildung derzeit in der Diskussion in Medien und Gesellschaft kaum zu überbieten. Die Menschen sind aufgeschreckt durch alarmierende Entwicklungen, die in der PISA-Studie nur einen Ausdruck von vielen fanden. Jugendliche, die ohne Hauptschulabschluss auf der Straße stehen, junge Menschen, die nicht die nötige Ausbildungsreife mitbringen, wenn sie von der Schule abgehen, Migrantenkinder, die Schwierigkeiten haben, den Einstieg in die Grundschule zu finden, weil sie sprachlich nicht dazu in der Lage sind, Kritik am G 8, dem Orientierungsplan für Kindergärten oder die Idee, Haupt- und Realschule zur Gesamtschule zusammen zu fassen... – ein weites Spektrum für Pro und Contra, für Anregungen und Änderungsvorschläge.
Ein brennender Gegenstand von Diskussionen ist die Bildung auch deshalb, „weil viele Bürger als Schüler, Eltern, Großeltern oder auch als Erzieher von der Thematik betroffen sind und jeder seine eigenen Erfahrungen mit einbringen kann,“ brachte der Remsecker CDU-Vorsitzende Steffen Kirsch die Sache auf den Punkt.
Deshalb hatte der Stadtverband Remseck gemeinsam mit dem Landtagsabgeordneten Klaus Herrmann zu einer Veranstaltung mit hochkarätigem Referenten geladen: der Staatssekretär im Kultusministerium Georg Wacker MdL nahm sich viel Zeit, referierte, beantwortete Fragen und berichtete tagesaktuell aus den Entwicklungen und Beschlüssen im Ministerrat.
Wacker zeigte die Schwierigkeiten in der Bildungspolitik auf. Sie sei der Schlüssel für die Zukunft unseres Landes: „Unser gesamtes soziales Gefüge verschiebt sich durch den demographischen Wandel. Wir sind darauf angewiesen, dass Baden-Württemberg Wirtschaftsstandort Nummer eins bleibt, aber wir haben immer weniger qualifizierte Arbeitskräfte, und der Wettbewerb um diese nimmt zu.“
Vor allem im ländlichen Raum habe der Kampf um die Schüler und damit der Wettbewerb um die Zukunft schon begonnen, so der Staatssekretär. Schwierig sei es auch, die zunehmende Zahl bildungsferner Eltern in den Erziehungs- und Bildungsprozess mit einzubinden – und das gelte nicht nur für Eltern mit Migrationshintergrund.
Das Land lege deshalb großen Wert auf die frühkindliche Bildung schon ab dem Kindergartenalter, wo die Grundlagen für das schulreife Kind gelegt würden. Der Orientierungsplan sehe vor allem eine Sprachförderung vor.
Der Kultusstaatssekretär bekannte sich klar zum dreigliedrigen Schulsystem: „Länder mit vielen Gesamtschulen schneiden im internationalen Vergleich stets schlechter ab.“ Deshalb gebe es keinen Grund, das erfolgreiche System zu ändern. Es gelte aber dennoch eine Lösung zu suchen, die beim ständigen Rückgang der Schülerzahlen an Hauptschulen eine Schließung der Schulen verhindere. Wacker sprach sich für Kooperationsmodelle und jahrgangsübergreifenden Unterricht aus.
Der Referent verteidigte das achtjährige Gymnasium (G 8). Das Modell sei nach vielen Diskussionen inzwischen politischer Konsens. Er bedauerte allerdings, dass sich häufig Lehrer den angepassten und abgespeckten Bildungsplänen verschlossen und versuchten, den Stoff des neunjährigen Gymnasiums in acht Jahre zu packen. Wacker mahnte außerdem, die Kindern an Tagen mit Nachmittagsschule nicht auch noch mit Hausaufgaben zu belasten.
In der Diskussion wurde die Frage nach einem beitragsfreien Pflichtkindergartenjahr aufgeworfen. Der Landtagsabgeordnete Klaus Herrmann stellte fest, dass landesweit 96 Prozent der Kinder im letzten Jahr vor Schulbeginn sowieso im Kindergarten seien. Der Ruf nach dem gebührenfreien Kindergarten sei also „reine Symbolpolitik“. Es sei wesentlich sinnvoller, das Geld für einen Ausbau der Betreuung und eine Höherqualifizierung der Erzieherinnen und damit verbunden eine Anhebung ihrer Gehaltsstufen zu verwenden. „Damit haben wir dann mehr erreicht,“ so Klaus Herrmann. Damit gab er Staatssekretär Wacker recht, der resümierte: „Wichtig ist bei allen Maßnahmen immer die Frage, was kommt beim Kind wirklich an?“